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Trauer lindern

"Wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden,
werde ich immer bei euch sein."
Rainer Maria Rilke

Einen geliebten Menschen zu verlieren bringt Trauer, in einer Intensität und Stärke, die wir bis dahin nicht kannten und noch nie erlebt haben. Die Welt bleibt für einen stehen und man kann sich nicht vorstellen, dass sie sich jemals weiterdreht. Der Boden wird einem unter den Füßen weggerissen, man fühlt sich so leer. Es gibt keinen Trost in der Trauer.
Nicht in den ersten Tagen, den ersten Wochen, den ersten Monaten.

Es wird als Bedrohung empfunden, in die Zukunft zu blicken. Was sind es schon für Aussichten ohne den 'verlorenen' Menschen? Wir möchten unseren geliebten Menschen nicht loslassen, er ist ein Teil von uns - von unserem Leben.

Immer wieder hören wir gut gemeinte Ratschläge, unbedingt Abschied nehmen zu müssen und loslassen. Loslassen und Abschied nehmen bedeutet für uns eine Art vergessen, aber das wollen wir nicht. Wir wollen den geliebten Menschen weiterhin in unserem Herzen tragen. 

Verbundenheit statt Loslassen...

Halten statt ausgrenzen...

Wir glauben von uns wird erwartet, möglichst schnell zur "Tagesordnung" überzugehen. Wir hören Sprüche wie:
"Kopf hoch!", "Die Zeit heilt alle Wunden ...", "Das Leben muss weitergehen, "nicht hängen lassen!" ...   Jeder meint es natürlich nur gut. Mehr und mehr fühlen wir uns isoliert, mitsamt der Trauer ausgegrenzt von der funktionierenden Gesellschaft, wo „alles normal weiterläuft. Viele Mitmenschen sind meist hilflos, überfordert mit der Situation eines Trauernden. Da wird die Straßenseite gewechselt, sobald ein Trauernder in Sichtweite erscheint. Kein Sterbenswort ... kommt über die Lippen, dabei würde es so gut tun. Da werden unangenehme Gefühle geweckt, die wir nicht zulassen möchten, die wir lieber aus unserem Alltag aussperren. Schnell das Thema wechseln. Sterben und Tod werden möglichst aus unserem Leben ausgegrenzt. Wir tun alles, um uns nicht damit befassen zu müssen, da sie uns Angst machen.

Trauer bewältigen ist ein wichtiger Prozess. Wenn man versucht, Schmerz zu unterdrücken, ihn im Keim zu ersticken, dann wird er ewig unter der Oberfläche brodeln. Je intensiver die Beziehung war, desto mehr wird sich die Seele dagegen sträuben.

Die Trauer ist ein individueller Prozess. Jeder sollte auf seine eigenen Bedürfnisse hören und dem Herzen folgen. Wir entscheiden, wie wir mit unserer Trauer umgehen - und auch wie lange. Der Weg mit der Trauer kann einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren umfassen, solange, bis wir unser seelisches Gleichgewicht wieder gefunden haben. Es ist hilfreich zu wissen, welche Phasen die Trauer - bewältigung umfasst  und dass viele Gedanken und Gefühle nicht ungewöhnlich sind.

Es gibt diese vier Phasen der Trauer, die wir durchleben, bis wir wieder seelische Balance haben. Die Phasenübergänge sind fließend und manchmal erleben wir alles gleichzeitig.

Erste Trauer - Phase: nicht – wahrhaben - wollen

  • Wir können nicht glauben, den geliebten Menschen für immer verloren zu haben.
  • Wir fühlen uns ohnmächtig, hilflos, ausgeliefert und glauben es nicht ertragen zu können.
  • Wir denken, so nicht mehr weiterleben zu können und verlieren die Lebensfreude.
  • Wir wollten noch so viel gemeinsam unternehmen und erleben, und, und, und ...
  • Wir stehen unter Schock, dieser Zustand ist ein Selbstschutz des Körpers um überhaupt die erste Zeit überstehen zu können, um nicht vom Schmerz und der Trauer überwältigt zu werden.

Hilfreich ist, jetzt nur für einen Tag zu planen - einen Tag können wir den Schmerz der Trauer aushalten. Morgen können wir neu entscheiden. 

Zweite Trauer - Phase: aufbrechende Emotionen

  • In dieser Zeit durchlebt man ein Chaos von Gefühlen wie Trauer, Wut, Zorn, Angstgefühle und Ruhelosigkeit.
  • Die Gedanken kreisen nur noch um den verlorenen Menschen und wir erleben schmerzlich die Zeit, die wir so gerne noch miteinander verbracht hätten.
  • Gedanken wie: "Nie mehr werde ich ..." "Nie mehr kann ich ..., nehmen unser ganzes Denken und Leben in Beschlag.

Weil in unserer Gesellschaft Selbstbeherrschung ein hoher Wert ist, besteht die Tendenz, Trauer ganz zu verdrängen, weil es schwerfällt, diese Phase zu bewältigen. Hilfreich ist die Trauer tatsächlich erleben und zu zulassen, erst dann kann die nächste wichtige Trauerphase beginnen. 

Dritte Trauer - Phase: suchen, finden, Neuorientierung

  • Hier wird der Verlorene unbewusst oder bewusst „gesucht“ - meistens, wo er im gemeinsamen Leben anzutreffen war (in Zimmern, Landschaften, auf Fotos, auch in Träumen oder Fantasien …).
  • Mit der Wirklichkeit konfrontiert, werden wir jetzt lernen, dass sich die Verbindung verändert hat.
  • Der Verlorene wird zu einem „inneren Begleiter“, mit dem man durch inneren Gespräche eine Beziehung entwickelt.


Als besonders hilfreich erweist sich, wenn in dieser Phase, noch ungelöste Probleme mit der verlorenen Person aufgearbeitet werden können. Es tut gut, wenn wir versöhnlich auf die Vergangenheit blicken können. Wir haben noch viele traurige Momente, aber wir sind auch immer öfter schon hoffnungsvoller und optimistischer. Nun beginnen wir uns langsam, uns wieder nach außen zu orientieren und Pläne zu schmieden.

Vierte Trauer-Phase: neue Lebenseinstellung und Balance

  • Hier haben wir den verlorenen Menschen zu einer inneren Figur werden lassen.
  • Es gibt auch noch mal Momente der Trauer, aber nur sie gehen schneller vorüber.
  • Jetzt sind wir offen für neue Möglichkeiten, neue Beziehungen, neue Rollen, neue Verhaltensmöglichkeiten, neue Lebensstile.
  • Wir können jetzt das Bewusstsein akzeptieren, dass Beziehungen vergänglich sind und alles Einlassen auf das Leben an den Tod grenzt.

Idealerweise wollen wir uns auf neue Bindungen einlassen, obwohl wir wissen, dass Verluste zu ertragen zwar schwer, aber möglich ist und auch neues Leben beinhaltet. In dieser Phase schauen wir jetzt in Frieden zurück auf die gemeinsame Zeit mit dem verlorenen Menschen.

Gegen die Erinnerung ist selbst der Tod machtlos.

Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und Mut, für diese schwierige Zeit der Trauer. Ich wünsche Ihnen, ihre Verstorbenen in Ihrem Herzen zu tragen und versöhnlich auf die gemeinsame Zeit zurückzublicken.

Trauer, Tod, Abschied, Trauerbewältigung, Loslassen, Seelenschmerz.
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